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„Das erste, was der Regen wegspült, ist die Erinnerung an die Dürre*“ - 5. BWK Rheintag in Lahnstein

Der Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) e.V. lud am 23.11.2023 Fachwelt und Öffentlichkeit zum 5. BWK Rheintag nach Lahnstein. Der BWK Rheintag ist einer, von 5 Gewässertragen des BWK, deren Ziel es ist, einen bundesländerübergreifenden Informationsaustausch komplexer hydrologischer, ökologischer und gütewirtschaftlicher Fragestellungen anzustoßen und die an unterschiedlicher Stelle tätigen Fachkolleginnen und Fachkollegen miteinander ins Gespräch zu bringen.


Im Jahr 2022, als die Agenda des 5. BWK Rheintags konzipiert wurde, behinderten Trockenheit und Niedrigwasser die Schifffahrt, sinkende Grundwasserstände beeinträchtigten die Wasserversorgung und niedrige Oberflächenwasserstände gefährdeten die Ökosysteme. Den Organisatoren des 5. BWK Rheintag ging es darum, die unterschiedlichen Auswirkungen langanhaltender Trockenwetterperioden aufzuzeigen und Konzepte, Planungen und konkrete Maßnahmen zum Umgang mit fehlendem Wasser vorzustellen.


Die Tagung wurde vom Vorsitzenden des BWK Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland e.V., Prof. Dr. Thomas Schmid, eröffnet. Im Anschluss begrüßte Herr Dr. Erwin Manz, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und beschrieb die Problematik aus Sicht des Landes Rheinland-Pfalz: „Die Grundwasserneubildung in Rheinland-Pfalz ist in der letzten Dekade um rund 25% niedriger, als in den Vorperioden. Rheinland-Pfalz hat mit dem Entwurf zum Zukunftsplan Wasser ein Konzept auf den Weg gebracht, welches Maßnahmen zum Schutz des Grund- und Trinkwassers sowie der Gewässer enthält und auf Hochwasser und Starkregenereignisse vorbereitet“.


Die sich anschließenden Fachvorträge betrachteten das Problem aus unterschiedlichem Blickwinkel.


Referentinnen und Referenten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes schilderten die Auswirkungen von Niedrigwasser auf den Rhein und auf die Rheinschifffahrt. Rund 85% des deutschen Güterumschlags erfolgen über die Wasserstraße Rhein. Das Niedrigwasser 2022 hatte nennenswerte Auswirkungen auf die Schifffahrtsbedingungen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ging die Rheinschifffahrt im Jahr 2022 um 7,8% zurück. Eine Verlagerung der Verkehre auf Schiene oder Straße ist weder möglich und vor dem Hintergrund des Ziels der CO2 Reduktion auch nicht sinnvoll. Deshalb laufen auch Untersuchungen und Pilotarbeiten zur Engpassbeseitigung am Mittelrhein. Dabei geht es um flussbauliche Arbeiten in der vorhandenen Fahrrinne unter Berücksichtigung der Anforderungen aus Ökologie, Hydrologie und Schifffahrt. Hierfür kommen Regelungsbauwerke, Baggerarbeiten und Maßnahmen zum Sedimentmanagement in Betracht.


Ronald Roepke, Geschäftsführer der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH und Wasserpolitischer Sprecher des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz e V. unterstrich die herausragende Bedeutung, die der Rhein für die Trinkwasserversorgung der Region hat: „49% der etwa 61 Millionen im Rheineinzugsgebiet lebenden Menschen werden mit Trinkwasser versorgt, das direkt oder indirekt dem Rhein entnommen wird. Die Bedeutung des Rheins als „klimarobuste“ Rohwasserressource wird zunehmen. Mit zunehmenden Nutzungseinschränkungen werden die Konflikte zunehmen.“


Dr. Dorothe Herpetz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz betonte Auswirkungen, die niedrige Wasserstände auf das Ökosystem haben: „Hohe Wassertemperaturen bei niedrigen Abflüssen können Algenblüten und langfristige Eutrophierung begünstigen. Durch den Klimawandel könnten Rahmenbedingungen für das gewässerökologische Gefüge langfristig neu gesetzt werden. In der Folge sind deutliche Veränderungen oder Verschiebungen der vorkommenden Arten, Artengruppen, Lebensgemeinschaften im Ökosystem nicht ausgeschlossen.“


Adrian Schmid-Breton von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins ergänzte: „Niedrigwasserperioden am Rhein waren in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts deutlich ausgeprägter. Sie verzeichneten geringere Abflüsse und dauerten länger als in den letzten 50 Jahren. Die Wahrnehmung, dass Niedrigwasser häufiger auftritt als in der Vergangenheit, trifft nicht zu. Jedoch ist die Betroffenheit von Wassernutzern gestiegen, wie beispielsweise Schifffahrt, Energiegewinnung, Industrie und Landwirtschaft.“


MR. Dr. rer. nat. Dirk Engelbart vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr stellte im Rahmen der Tagung den Aktionsplan Niedrigwasser Rhein vor, dessen Ziel die Sicherstellung zuverlässig kalkulierbarer Transportbedingungen auf dem Rhein ist. 8 Handlungspunkte von einer verbesserten Wasserstandsvorhersage über die Optimierung der Transport- und Ladungsgefäße bis hin bis hin zur Untersuchung wasserbaulicher und wasserwirtschaftlicher Optionen sollen dazu beitragen, niedrigwasserbedingte Einschränkungen zu vermindern.


Die Frage, wie ein transparentes Management der Niedrigwasserproblematik und eine gerechte Verteilungsstrategie aussehen könne, ging Udo Satzinger von der Hochschule Magdeburg Stendal nach. Im Rahmen des Projektes DryRivers wird bis 2025 ein Werkzeug für das  Niedrigwasserrisikomanagement entstehen.


*Ronald Roepke

Kontakt:

Dipl.-Ing.

Ulrich Blüher

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